Mittwoch, 5. März 2014

Vegane Gedanken - Meine Ängste

Ich lebe jetzt seit 64 Tagen vegan, was wirklich leichter ist als ich jemals dachte. Wirklich so leicht, dass ich mich teilweise schon häufiger fragte, warum nicht schon eher? Aber mit dieser Frage halte ich mich eigentlich nicht weiter auf, denn es bringt einerseits nichts, da diese Frage ins Leere läuft und sich an dem Umstand auch nichts ändern lässt.
Zudem wird es schon seine Gründe haben, weswegen ich genau JETZT zu der Erkenntnis komme oder kam. Für mich ist genau JETZT der richtige Zeitpunkt gekommen. Außerdem ist es immer besser "irgendwann" mit dieser "Revolution" zu beginnen als niemals. Dadurch, dass es sich wirklich erstaunlich leicht handhaben, organisieren und leben lässt, erübrigt sich eigentlich diese Frage, ob ich mir zutraue, dass ich diese Lebensweise auch "durchhalten" kann.
 
Eigentlich bin ich jemand, der mir und meinem Umfeld am liebsten so wenig Stress und Druck wie möglich macht. Denn ich bin der Ansicht, dass es absolut destruktiv sein und das Gegenteil auslösen würde.
Dennoch kenne ich mich persönlich am allerbesten und weiß, wie ich mein Leben bisher gelebt habe. Ich weiß aber auch, dass es ebenso falsch sein kann sich mit seinem früheren Ich, besonders welches schon Jahre zurückliegt, zu vergleichen. Man verändert sich stets und ständig, auch Verhaltensweisen, die tief in einem verankert zu sein scheinen. Ich finde es wichtig, dass man sich dessen bewusst ist und diese Dinge, sowie sich selbst versteht, reflektiert und damit, sowie danach, handelt.
 
Ich bin mir meiner Sprunghaftigkeit und meiner Lethargie sehr bewusst. Ich versuche mich aber darin nicht zu verrennen und mich eher mit Zuständen zu befassen, die gegenwärtig sind.
Ich glaube auch eher, dass die Gefahr größer wäre, wenn ich mich nicht wohlfühlen würde mit dieser Ernährungsumstellung und wenn es für mich sehr kompliziert und anstrengend wäre. Das ist es für mich zum Glück überhaupt nicht. Jedenfalls bisher nicht.
Und das ist genau der Punkt! Mir wurden bisher keine derartigen Steine in den Weg gelegt, bei denen ich tief durchatmen musste. Aber ich finde, das kommt auch ganz auf einen selbst an. Wie man mit solchen Situationen umgeht und welche Wertigkeit man dem zukommen lässt.
 
Ich habe das große Glück einen intensiven Umgang mit Menschen zu haben, die diesbzgl. absolut hinter mir stehen. Sie sind sehr rücksichtsvoll und auch interessiert, was ich unglaublich schätze. Ich kam bisher selten in die Situation, dass ich meine Lebensweise vor anderen Leuten erklären musste. Höchstens gab es kleinere Konversationen über meine Gründe. Ich erklärte diese kurz, aber sehr bestimmt (einfach ein emotionales Thema) und dann war meistens auch Ruhe. Ich gebe häufig den Zusatz "Du musst das nicht verstehen." und so ist es ja auch. Solange mein Gesagtes akzeptiert und toleriert wird, reicht mir das vollkommen. 
Wenn aber jemand Interesse an dem Verstehen  der Thematik bekundet, bekommt das Gespräch auch eine ganz andere Form, worauf ich mich gern einlasse. Ich diskutiere gern - auch kontrovers - aber nicht, wenn ich anhand der Fragestellung teilweise schon heraushören kann, dass es evtl. zum Streit kommt oder ich merke, dass selbst die einfachsten Argumente auf Gegenwehr stoßen.
 
Ich weiß, dass das noch häufiger kommen wird und ich weiß auch, wie genervt ich irgendwann davon sein werde. Aber ich hoffe, dass sich bis dahin meine Lebensweise so sehr in mir manifestiert hat, dass es sich von sowas nicht erschüttern lassen kann.
Worin bestehen dann meine Ängste genau? Immernoch in meiner Sprunghaftigkeit und Lethargie...
Ich hatte/habe diverse Phasen in meinem Leben in denen ich mich für die verschiedensten Dinge interessiert habe. Die sind am Anfang immer groß und schön und spannend und ich baller mir damit meinen Kopf zu. Sauge förmlich alles dazu auf und will am liebsten sofort ALLES wissen - bis es dann nicht mehr spannend ist und es so somit uninteressant wird. Natürlich gibt es einige Dinge für die ich mich heute immernoch interessiere, aber immer mal wieder mehr oder weniger stark, die aber dennoch Jahre durchhielten.
 

Nun stellt sich die Frage "Wie wichtig und essentiell ist die vegane Lebensweise für mich?"
Leider ist es schwierig diese Frage langfristiger zu betrachten, da ich mich in dieser Intensität erst ungefähr zwei Monate damit befasse.
Ich sollte dazu erwähnen, dass ich noch nie "mein Leben" oder "große Verhaltensweisen" bewusst geändert habe, wie jetzt mit dem Veganismus. Ich denke schon, wenn ich bewusst so einen Schritt auch konsequent durchziehe, dass dieser demnach auch ganz anders zu beurteilen ist und eine hohe Priorität in meinem Leben einnimmt.
Ich glaube zudem, dass sich das Denken heute schon lange in mir manifestierte. Der vegane Lebensstil hat große und tiefgreifende Einflüsse in meinem Leben auf mich selbst hervorgebracht, die im Nachhinein betrachtet, alle positiv zu werten sind. Es sind Einflüsse, die mich eher mit mir selbst eins werden lassen. Ich gehe noch bewusster mit der Umwelt, meinen Mitgeschöpfen und somit auch mit mir selbst um.
Ich habe aber auch das Gefühl, dass ich mich seit einigen Monaten (ca. 12-18) in einer Wachstums- und Entwicklungsperiode befinde. In der sich wirklich viel in meinem Inneren festigt und in der bestimmte Verhaltensweisen mit mir eins werden, die früher evtl. nur ansatzweise vorhanden waren. Ebenso auch das Ablegen von "vermeintlich schlechten" Angewohnheiten. Besonders die zwei zuvor erwähnten ;) (Ich finde zu mir.)
 
Aber ich glaube, dass ich bzgl. meiner Sprunghaftigkeit schon sagen kann, dass ich immer mehr meine Mitte und auch meinen Weg finde. Ich bermerke immer mehr Ansätze, die in mir beständig werden/sind/bleiben.
Das gibt mir ein inneres Gefühl der Sicherheit, Geborgenheit und auch Vertrauen mir selbst gegenüber.
Zudem habe ich viel weniger Angst. Auch viel weniger Angst die Augen zu verschließen, besonders vor Dingen, die Realität sind und vor denen mich damals regelmäßig meine Lethargie schützte.
Heute braucht sie das nicht mehr. Mittlerweile kann ich damit umgehen und ich will es auch. Meine Bestimmung soll nicht sein, dass ich tatenlos meine Zeit zubringe und mir mit ansehe oder gar dazu beisteuere wie die Welt zugrunde geht.
 
Für mich ist es nach dieser kurzen Zeit schon normal geworden, tierfrei einzukaufen und zu kochen. Es macht mir sogar unglaublich viel Spaß. Aber ich habe vor der Umstellung schon Kochen zu eines meiner großen Hobbys gezählt und ich glaube, dass diese ausgeprägte Affinität mir viel erleichtert. 
Die Freude darüber Neues auszuprobieren, kreativ zu sein, das Gefühl, wenn ein Gericht geglückt ist und dann dieses mit "allesessenden" Freunden zu teilen und dafür Lob zu bekommen und man ihnen somit noch eine Freude machen kann, ist einfach unbezahlbar, macht mich unglaublich glücklich und macht es mir wirklich viel einfacher.
 
Das anfängliche Bewusstseinsgefühl der Veränderung hat sich auch verabschiedet. Manche spontanen Gelüste haben sich auch verringert. Ich versuche mich mittlerweile weniger mit Ersatzprodukten zu befriedigen (einen guten Ersatz für Käse gibt es sowieso nicht, mMn) und meinen Fokus einfach auf ganz andere Lebensmittel zu legen.  Nicht, weil ich der Meinung bin, dass es "nur so" geht, sondern weil es sich einfach richtiger anfühlt. (Schwer zu beschreiben. Dennoch denke ich, dass Ersatzprodukte besonders anfänglich sehr erleichternd sein können!) Zumindest in meiner Realität. Ich glaube außerdem, dass besonders das Ersetzen von Käse mich irgendwann "rückfällig" werden lassen würde und Konzentration auf komplett andere tolle neue Lebensmittel ein ganz anderes Lebensgefühl mit sich bringen und so sehr befriedigen können, dass das andere nicht mehr notwendig wird. Ich möchte an dieser Stelle nochmal betonen, dass ich mich selbst so gut wie gar nicht unter Druck setze oder setzen möchte, sodass das Wort "Rückfall" an der Stelle sicherlich zu hart und negativ daherkommt.

Letzten Endes bin ich sehr zuversichtlich, da diese Lebensmittel nun für mich unweigerlich mit Leben verknüpft sind. Demnach möchte ich nicht einfach meinen Genuss oder Appetit über dieses Recht zu leben stellen. Aus dieser Warte betrachtet, finde ich, dass niemand das Recht dazu hat. Aber dieses Denken muss einen erstmal erreichen...

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3 Kommentare:

  1. Super geschrieben! Ich faste momentan komplett (gibt jetzt eine Woche nur noch Wasser, Saft und Tee), um mich mal wieder auf meinen Körper zu besinnen und was ich überhaupt brauche. Gerade Süßkram hat bei mir oft die Überhand übernommen...Danach möchte ich auch gerne auf die vegane Ernährung umstellen. Wünsche dir weiterhin viel Durchhaltevermögen und viel Spaß mit dieser Ernährungsweise

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  2. das mit dem Käse war auch meine größte Sorge, weil ich bis vor Kurzem sehr enttäuscht von jeglichen Käse-Ersatzgeschichten war aber mittlerweile bin ich riesenriesengroßer Wilmersburger Fan..gibts bei uns im Edeka :D schmeckt super lecker (der Würzige <3) und schmilzt beim überbacken...ein Traum :)

    liebe Grüße :)

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  3. Ixh kann das bei dir vollkommen nachvollziehen. Ich koche auch sehr oft vegan, aber esse dennoch manchmal Milchprodukte noch. Bis auf manchmal Milch ersetze ich meine Lebensmittel kaum durch vegane Ersatzmittel, sondern halte immer Ausschau nahc Alternativen. Jetzt nach 4 Jahren ohne Eiprodukten habe ich das erste mal mir "NoEgg" gekauft aber es steht nur bei mir im Schrank und ich habe es bis jetzt noch nicht benutzt.

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Fettes Merci! ♥